Oft spricht man davon, dass man Drogen zur Persönlichkeitsentwicklung nutzen kann. Auf der anderen Seite hört man immer wieder, dass Menschen nach Drogenkonsum an Psychosen leiden. Wie passt das zusammen?
Was ist Persönlichkeitsentwicklung?
Zunächst einmal müssen wir das Gummiwort “Persönlichkeitsentwicklung” definieren.
„Persönlichkeit ist die relativ stabile Organisation motivationaler Dispositionen einer Person, die durch die Interaktion zwischen biologischen Trieben und der sozialen und physikalischen Umwelt entstehen. Der Ausdruck schließt kognitive und physische Merkmale ein, aber gewöhnlich bezieht er sich hauptsächlich auf die affektiv-konativen Eigenschaften, Gefühle, Einstellungen, Komplexe und unbewusste Mechanismen, auf die Interessen und Ideale, die das charakteristische oder das deutliche Verhalten und Denken des Menschen bestimmen.” {1, 1578}
Definition: Persönlichkeitsentwicklung ist der Prozess eines Menschen auf dem Weg einer reinen Reiz-Reaktions-Maschine (Säugling) bis hin zu einem differenzierten, reflektierten, verantwortungsbewussten und konsistenten Menschen (Erwachsener). Die Persönlichkeitsentwicklung findet bei jedem Menschen zwangsläufig statt und endet erst mit dem Tod oder dem Eintritt des Alters-Schwachsinns. Die Qualität und Quantität dieses Vorgangs schwankt in einem Menschenleben beträchtlich.
Im Wesentlichen schult uns das Leben viele Dinge, an denen wir reifen können. Die vielfältigen Herausforderungen des Lebens führen dazu, dass wir jeden Tag etwas weiter reifen. Man kann sich im Grunde genommen kaum dagegen wehren.
Definition: Persönlichkeitsarbeit ist das Bestreben eines Menschen den Prozess der Persönlichkeitsentwicklung aktiv zu gestalten und möglicherweise sogar zu beschleunigen. Solche Menschen lesen Bücher mit psychologischem Inhalt, üben sich in alternativen Lebensweisen und führen insgesamt ein recht bewusstes Leben.
Unabhängig davon, ob man bewusste Persönlichkeitsarbeit betreibt oder nicht: Das Ergebnis ist eine ständig komplexer werdende Persönlichkeit.
Drogen und Persönlichkeitsentwicklung?
Welche Rolle können Drogen in diesem Rahmen spielen? Man hört immer wieder, dass Drogen als Mittel zur Bewusstseinserweiterung genutzt werden können.
Definition: Bewusstseinserweiterung ist ein sehr komplexer Prozess, in welchem einem Menschen der geistige Horizont erweitert wird. Man sieht die Welt mit ganz neuen Augen und erkennt vielleicht ganz neue Zusammenhänge. Oft wird in diesem Zusammenhang von religiösen Erkenntnissen gesprochen.
Können Drogen also als Mittel der Persönlichkeitsarbeit genutzt werden? Nein.
Psychedelische Drogen sind lediglich zur Persönlichkeits-Zerstörung fähig. Sie zerstören Vorstellungen, Vorurteile, Meinungen… eigentlich fast alles. Unter Drogen findet im Grunde genommen das Gegenteil von Persönlichkeitsarbeit statt.
- – Man regrediert zu einem Kleinkind, welches nicht mehr auf sich selbst aufpassen kann.
- – Viele Aspekte des eigenen Charakters lösen sich auf.
- – Grundfeste der eigenen Überzeugungen lösen sich in Luft auf. Die einfachsten Grundannahmen über uns und unsere Umwelt verlieren an Gewicht.
- – Unser Wahrnehmungsapparat verliert auch die letzten Reste einer Objektivität.
- – Raum und Zeit sind verloren.
- – Unser Ego ist aufgelöst.
- – Alle Begriffe sind wertlos.
- – Die Sprache geht verloren; wir können weder sprechen, noch Sprache verstehen.
- – Mit den Gegenständen unseres Alltags können wir nichts mehr anfangen (eine TV-Fernbedienung wirkt wie ein Gegenstand von einem anderen Stern).
- – Wir erkennen unsere Freunde nicht mehr.
- – Wir können nicht mehr zwischen innen und außen unterscheiden.
- – Wir erkennen unseren eigenen Körper nicht mehr (ohne Probleme kann man sich zerstümmeln, ohne dass man dies überhaupt realisiert.
- – Wir wissen nicht, ob wir sprechen oder denken.
- – Wir wissen nicht mehr, was “normal” ist. Wir wissen nicht einmal mehr, dass es so etwas wie “normal” überhaupt gibt.
Durch diese (unvollständige) Liste wird vielleicht klar, dass Drogenkonsum und Persönlichkeitsarbeit in einem krassen Gegensatz zueinander stehen.
Fazit
Bevor man sich zum Konsum von psychedelischen Drogen entscheidet, sollte man sich genaue Gedanken darüber machen, was das Ziel der Reise sein soll.
Möglicherweise kommt man zu dem Schluss, dass ab einer bestimmten Stufe in der Persönlichkeitsentwicklung neue Schritte in eine ganz neue Richtung unternommen werden müssen. Vielleicht empfindet man die Bewusstseinserweiterung als die Fortführung der Persönlichkeitsentwicklung auf einer anderen (höheren) Stufe.
Quellen
{1} = “Lexikon der Psychologie” der Autoren Arnold, Eysenck und Meili. Erschienen im Herder-Verlag.
Image: © jubjubjub / Dollar Photo Club
Zerstörung von Vorurteilen soll Persönlichkeitszerstörung sein ???
Liest sich als hätte jemand „Fear and loathing“ mit einem Aufklärungsfilm verwechselt!Vor allem die Wirkungen sind völlig übertrieben.Schade um die Zeit die das Lesen kostet!
wtf? Aufklärung ist was anderes.
Das soll Objektiv sein?
All die Punkte die aufgeführt werden passieren unter Bewusstseinserweiteren Substanzen, mehr oder weniger, je nach Mensch und Droge. Wenn man sich dazu entscheidet diese Drogen zu konsumieren und man sich dementsprechend vorbereitet hat, dann können diese Erfahrungen sehr lehrreich und bereichernd sein. Der Mensch ist stetig am lernen, Erfahrung sammeln und zieht schlüsse aus diesen Erfahrungen die er im Idealfall in sein leben einbaut. Mir sind diese Erlebnisse auch zuteil geworden und haben mir die Möglichkeit gegeben bestimmte Charaktereigenschaften zu hinterfragen und zu änderen. Bewusstseinserweiternde drogen sind nicht in der Lage direkt was zu ändern, sie wirken eher wie ein Katalysator. Deshalb ist der die Vorbereitung und Nachbereitung eines Tripps auch so wichtig.
Super Artikel! Werde das definitiv mal ausprobieren, danke 🙂
Substanzen wie LSD haben mir geholfen Ängste zu überwinden, besser zu kommunizieren und mein Leben zielgerichteter zu gestalten. Speziell die aufgelisteten Punkte warum solche Substanzen die Persönlichkeitsentwicklung einschränken sollen habe ich für mich umgekehrt erfahren.
Die Menschen mit denen ich diese Trips gestalte scheinen der gleichen Meinung zu sein.