Aufklärung zum Thema Drogen

Haschisch: Einstiegsdroge oder medizinischer Hoffnungsträger?

– Eine Pressemeldung –

Haschisch und Marihuana werden aus der Cannabis-Pflanze gewonnen und sind hauptsächlich als Rauschmittel bekannt. Ihre Wirkstoffe, die Cannabinoide, kommen aber nicht nur im Pflanzenreich, sondern auch im Körper des Menschen vor: Mediziner von der Universität Würzburg haben entdeckt, dass bei einem Schock vermehrt körpereigene Cannabinoide freigesetzt werden. Jetzt prüfen sie, ob eine Anwendung dieser Stoffe bei der Therapie von Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Frage kommt.

Die Wirkungsweise der Cannabinoide, die rauschhafte Zustände auslösen können, wird seit Jahrzehnten intensiv erforscht. In der Medizin sind es vor allem Gruppen aus der Psychiatrie und Neurologie, die sich mit den meist unerwünschten Wirkungen nach dem Konsum von Haschisch beschäftigen. Dabei ist es bis heute umstritten, ob Cannabinoide körperlich abhängig machen.

In jüngster Zeit erhielt die Forschung über Cannabinoide spektakulären Auftrieb: Zum einen entdeckte man sowohl beim Menschen als auch bei verschiedenen Tierarten spezifische Rezeptoren, an denen die Cannabinoide andocken. Die Aktivierung dieser Rezeptoren bewirkt laut Dr. Jens Wagner von der Medizinischen Klinik der Universität Würzburg mehr als einen „billigen Rausch“. Es gehöre inzwischen zum gesicherten medizinischen Wissen, dass Cannabinoide als Schmerzmittel in Frage kommen, zum Beispiel bei der Therapie des Glaukoms, also des „grünen Stars“. Außerdem könnten die Wirkstoffe der Cannabis-Pflanze den Appetit anregen, was sich beispielsweise bei Tumorkranken positiv auswirke. Zudem würden sie den Brechreiz unterdrücken, der sich im Verlauf einer Chemotherapie einstellen kann.

Sowohl die pflanzlichen als auch die körpereigenen Cannabinoide aktivieren die entsprechenden Rezeptoren, die sich nicht nur im Gehirn, sondern auch in den Blutgefäßen befinden. Mit anderen Worten: „Die Natur hat diese Rezeptoren nicht erschaffen, damit sie einem Joint zur Wirkung verhelfen, sondern weil sie Teil eines wichtigen Botensystems im Körper sind“, so Dr. Wagner. Dabei sei der erste Nachweis für den Sinn dieses Botensystems überraschend gekommen: Die Würzburger Wissenschaftler konnten am Tiermodell zeigen, dass körpereigene Cannabinoide vermehrt in Situationen freigesetzt werden, die der Mediziner als Schock bezeichnet. Belegt sei dies bisher für den Schock nach einer größeren Blutung oder nach einer Blutvergiftung durch bestimmte Bakterien. In diesem Fall tragen die Cannabinoide zwar zum extrem niedrigen Blutdruck bei, wirken aber möglicherweise den Schockfolgen entgegen, indem sie die Blutgefäße in den kritischen Organen Gehirn und Herz erweitern.

Bei einem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Projekt an der Medizinischen Klinik steht der so genannte CB1-Cannabinoid-Rezeptor im Mittelpunkt: Es soll ergründet werden, welche Rolle er beim Kreislaufversagen nach einem Herzinfarkt und während einer Herzmuskelschwäche (Herzinsuffizienz) spielt. Dr. Wagner: „Wir wissen, dass Cannabinoide Blutgefäße erweitern können. Geschieht dies in so genannten Widerstandsgefäßen, dann sinkt der Blutdruck. Unklar ist, ob es Sinn macht, durch Stoffe, die spezifisch diese Wirkung aufheben, den Blutdruck wieder anzuheben.“ Denn natürlich sei beispielsweise in den Gefäßen, die den Herzmuskel oder das Gehirn versorgen, eine Erweiterung und somit eine bessere Blutzufuhr erwünscht. Erst wenn diese und andere Fragen der Grundlagenforschung beantwortet sind, werde man wissen, ob Cannabinoide die therapeutische Palette bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen erweitern können.

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
Pressemitteilung Bayerische Julius-Maximilians-Universität Würzburg, vom 25.01.2000)
Weitere Informationen: Dr. Jens Wagner, T (0931) 201-3456, Fax (0931)
201-5302, E-Mail:J.Wagner@medizin.uni-wuerzburg.de

 

Image: © Pixarno/ Dollar Photo Club

Ein Kommentar

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  1. Knopperz says:

    Der Einstig in härtere Drogen wird nicht durch Cannabis begünstigt, sondern durch das unsinnige Verbot von Cannabis.
    Mal angenommen ich möchte mir am Wochenende eine leckere Tüte rauchen mit Freunden…
    bischen aufm Sofa chillen, einen Film schauen, schönen Abend haben…. wo kriege ich das Gras her?
    Richtig. Von einem Dealer. Was bietet dieser Dealer neben dem Gras noch an? Richtig. Harte Drogen.
    Das Verbot von Cannabis ermöglicht also den freien Zugang zu harten Drogen (ohne jegliche Kontrolle).
    Gäbe es hier Cannabis in Coffeeshop (Holland), oder Dispensaries (Amerika) dann könnte man sich den Weg zum Dealer sparen, und käme auch nicht in den Kontakt mit dem ganzen anderen Mist. Das Problem mit den (harten) Drogen wird dadurch nicht verschwinden, aber der Zugang wird erschwert.

    Cannabis ist eine weiche Droge und trägt das Label einer harten Droge.
    Das ist der Fehler in unserem System. Und das ist auch der Grund warum unsere Jugend sich verarscht fühlt.
    Weil sie genau das Erkennen, und aufgrund dessen die Gefahr von „harten“ Drogen geringschätzen.
    „Cannabis ist verboten und das ist ja garnicht so schlimm, dann kann ich auch mal was anderen probieren.
    Das wird dann sicher auch nicht so schlimm sein.“

    Woher ich das weiss?
    Ich bin 39, und genauso habe ich vor 20 Jahren gedacht.
    Ich hab die ganze Palette durch (bis auf Heroin und Schore).

    Heute konsumiere ich garnichts mehr. Nichtmal Alkohol.
    Aber die gelegentliche Tüte (2-3x im Jahr) lasse ich mir nicht nehmen^^

    MfG