Ein Buch von Jim DeKorne
(zusammengefasst von Gambit)
Die Zucht, Zubereitung und der schamanistische Gebrauch psychoaktiver Pflanzen.
Wer schon immer mal wissen wollte, was es mit dem Schamanimus denn so auf sich hat, und was man im allgemeinen darunter versteht, ist mit diesem im folgenden näher beschriebenen Buch bestens beraten. Wer allerdings jede Form von Paranormalitäten sofort und schlichtweg Unsinn ablehnt, braucht gar nicht erst weiterzulesen. Um einen ersten Eindruck zu vermitteln, hier erst mal die Beschreibung des Buches von sich selber:
„Zum erstenmal verbindet ein erfahrener Autor Theorie und Praxis der Erforschung psychedelischer Pflanzen in einem geradezu bewusstseinserweiterndem Buch. Psychonaut DeKorne, auch Herausgeber des Fachmagazins ENTHEOGENE, erforscht das psychoaktive Pflanzenreich zum einen durch persönliche Experiment, zum anderen mit Hilfe wissenschaftlicher Arbeit. Er führt den Leser durch die Geschichte und das überlieferte Wissen über psychotrope Pflanzen. Der Gärtnermeister DeKorne erklärt, bis hin in liebevolle Details, die Kultivierung vieler dieser Pflanzen und wie man die machtvollen psychoaktiven Alkaloide aus ihnen extrahieren kann. Er versorgt den Leser mit Dosierungsempfehlungen, Erklärung der typischen Reaktionen, der durchschnittlichen Zeitdauer und Intensität des Experiments, warnt vor gefährlichen Substanz-Kombinationen, und klärt über den rituellen Gebrauch auf. Kein Fachbuch des klassischen traditionellen Schamanimus, der allemal nur from-face-to-face praktiziert wurde. Eher ein Kursbuch für urbane Forschungsreisende in die inneren Räume.“
Es tauchte der Begriff „Psychonaut“ auf, und er beschreibt die Funktion des Buches auch sehr treffend. Es ist ein Reiseführer für die Psychonautik, das erfahren der eigenen inneren Welten. Dabei gliedert es sich in zwei Teile: In dem ersten Teil setzt es sich mit der schamanistischen Hypothese, in dem zweiten Teil mit den psychedelischen Katalysatoren (den eigentlichen bewusstseinsverändernden Drogen) auseinander.
TEIL 1: DIE SCHAMANISTISCHE HYPOTHESE
Gleich im ersten Kapitel werden die verschiedenen Bewusstseinszustände in Form von Erfahrungsberichten des Autors selbst beschrieben. Neben Höllentrips, Himmelsuniversen und außerkörperlichen Reisen wird auch auf Dinge wie „Synchronizität“ und Kraftobjekte eingegangen. Erst in Kapitel Zwei werden grundsätzliche schamanistische Begriffe erläutert, vor allem die Definition der „inneren Welten“:
„Aus dieser Definition können wir ersehen, dass jede folgende räumliche Dimension strukturell senkrecht zur vorhergegangenen steht. [ …] Daher steht die eindimensionale Linie senkrecht auf dem Punkt; eine zweidimensionale Fläche steht senkrecht auf einer eindimensionalen Linie und ein dreidimensionaler Würfel steht senkrecht auf einer zweidimensionalen Fläche. Wenn dies ein konstantes Prinzip ist, dann sollte es uns den Weg zum vierdimensionalen Raum weisen. Die logische Frage ist: Welche „Richtung“ ist lotrecht zu einem Würfel? … Folgt man einem Wink, den einem das schamanistische Modell der Realität gibt, so wird die Entdeckung, dass die einzig logische „lotrechte“ Richtung zum dreidimensionalen Raum „innerhalb“ liegt, zu einer spektakulären Erkenntnis.“
In den letzten beiden Kapiteln des ersten Teiles werden die „Entitäten der inneren Welten“ und ihre Begegnungen mit uns (den normalen Menschen) beschrieben. Sollte irgendeiner derjenigen, die das hier lesen, schon mal Kontakt zu einer körperlosen Intelligenz gehabt haben, ohne recht zu wissen, womit er es da zu tun hatte, kann ich dieses Buch allein wegen diesen Kapiteln empfehlen. Sie bereiten auf eine solche Begegnung vor, indem sie nicht verharmlosen, sondern kritisch hinterfragen und auch auf Risiken hinweisen. Sie können helfen, uns wohlgesonnene Entitäten von denen zu unterscheiden, die ihre eigenen egoistischen Ziele verfolgen. Hier zu zitieren ist sehr schwierig, da etwa ein drittel dieser beiden Kapitel selbst aus Zitaten besteht, und der Rest sich auf eben diese bezieht.
TEIL 2: DIE PSYCHEDELISCHEN KATALYSATOREN
Hier geht es dann endlich in die Praxis! In diesem zweiten, den größten Teil des Buches ausmachenden Teil wird das beschrieben, was im Untertitel schon angepriesen wird: Die Zucht, Zubereitung und der schamanistische Gebrauch psychoaktiver Pflanzen. Ich habe eine kurze Auflistung der besprochenen Pflanzen erstellt, da es diesen Rahmen sprengen würde, auf die einzelnen pflanzen einzugehen:
die Belladonna-Alkaloide
D-Lysergsäure-Amid: Trichterwindensamen, Stipa robusta
Meskalin: Peyote und San Petro
Ayahuasca und seine Analoge: Harmine und DMT
Psilocybin: „ZauberPilze“
untergeordnet:
Salvia divinorum
Coleus-Arten
Acorus calamus
Heimia salifolia
Calea zachatechichi
Amanita muscaria (Fliegenpilz)
Tabernanthe iboga
Besonders imponiert hat mir der Bericht über DMT. Ich hatte zwar noch keine Möglichkeit, DMT selbst zu probieren, aber wenn auch nur die Hälfte von dem Geschriebenen über stimmt, dann handelt es sich hier um eine nicht zu unterschätzende Substanz:
„Phalaris-DMT ist etwas brandneues – entwickelt aus einer der ayahuasca-analogen Pflanzen ist es eine natürliche Form des DMT und des 5-MeO-DMT, das von jedem überall auf diesem Planeten mit Ausnahme der Polarregionen gezüchtet werden kann. Es hat keine körperlichen Nebenwirkungen wie Übelkeit und Erbrechen. Seine Extraktion hängt auch nicht von komplizierten Extraktionsprozeduren, -geräten oder von Fachwissen ab. Somit ist es nicht nötig, sich auf ein profitorientiertes Monopol von Dealern einzulassen, um es zu erwerben. Seine Wirkung setzt schnell ein, es ist sehr intensiv und die Wirkung lässt schnell wieder nach; genau die Art, wie wir unsere Leben leben. Hier ist nun zum ersten Mal, unberührt von jeder Hochtechnologie, von Drogendealer-Kapitalismus, von mangelnder kultureller Vertrautheit oder von körperlichem Unbehagen das potenteste vorstellbare Entheogen für jedermann frei erhältlich, der die Mühe auf sich nimmt, es zu züchten und zu extrahieren. (Da die Pflanze aussieht wie der Rasen in Deinem Vorgarten, ist jedes Gesetz, das sie verbieten will, in der Praxis nicht durchsetzbar.)
Betrachtet man den historischen Kontext, in dem dieses plötzliche Geschenk erscheint, dann ist es schwierig, es nicht als potentiellen Katalysator für eine Quantenverschiebung des Bewusstseins zu sehen, als nichts weniger, denn eine Herausforderung der inneren Reiche, den nächsten Schritt der menschlichen Evolution zu unternehmen. Möge die Kraft mit uns sein: profanisiert nicht das Licht.“
Des weiteren geht der zweite Teil auf Extraktions-Verfahren der Wirkstoffe und die Technik der Einnahme ein.
Zum Schluss dieses Littipps noch dieses Zitat:
„Millionen von Jahren einer langsamen Mutation konzentrieren sich in einem kurzen Moment der Wahl. Der freien Wahl einer nach dem Materiellen süchtigen, halbbewussten Spezies, in dem Moment vor ihrem Aussterben vollständig bewusst zu werden.“
[Quelle: “ Psychedelischer Neo-Schamanismus“ von Jim DeKorne, erschienen bei Werner Pieper’s MedienXperimente, 236 Seiten, s/w illustriert, Einband: softcover, ISBN: 3-930442-16-7, Preis: ca. 97 EUR]