Der Transhumanismus (TH) ist eine sehr moderne Denkrichtung, die die Menschheit dazu auffordert, sich aus eigener Kraft weiterzuentwickeln.
Bisher wurden Drogen als möglicher Weg zu diesem Ziel zu wenig beachtet. Dies soll der vorliegende Bericht ändern helfen.
Der Transhumanismus
Der Transhumanismus (TH) ist eine recht neue Denkrichtung, die zunächst nicht besonders leicht zu verstehen ist. Folgendes Zitat kann den Begriff erhellen:
„Jedes auf rationalem Gebrauch von Wissenschaft, Technik, Kreativität und anderen Mitteln basierende Denk- oder Aktionsschema, das menschliche Grenzen zu überwinden sucht durch Verlängerung der maximalen Lebenserwartung, Erhöhung der Intelligenz sowie physische und psychische Verbesserung des Menschen.“ [May More]
Um die Details besser zu verstehen empfehle ich die deutsche Seite www.transhumanismus.de (insbesondere die FAQ) und die Seite von Peter Möller, der sich kritisch mit dem TH auseinander setzt.
Der TH setzt fast alle Hoffnung in die Weiterentwicklung der Technik, um mit deren Hilfe über sich selbst hinaus zu wachsen. So, wie die Dinge heute stehen, wird diese Hoffnung wohl erfüllt werden. Unsere neuen Technologien werden uns immer wieder vor komplett neue Entscheidungen stellen, wie des das Klonen des Schafes Dolly getan hat. Wer sich mit der technischen Zukunft auseinander setzt, kommt am TH nicht vorbei. Wird der TH konstruktiv genutzt, so wird er uns helfen die Fragen von morgen schon heute zu diskutieren.
Von dem ersten Atombomben-Test bis zum ersten Einsatz in Hiroshima sind gerade mal drei Wochen vergangen. Da war keine Zeit für ethische Diskussionen. Der TH kann helfen, dass so etwas seltener passiert.
Transhumanismus und Drogen
Doch was hat all dies mit Drogen zu tun?
Aus ‚Menschen‘ müssen irgendwann aktive und bewusste ‚Psychonauten‘ werden, die es sich zum Ziel setzen, das eigene Bewusstsein zu erkunden. Es gilt noch viel Grundlagenforschung zu betreiben, um zu verstehen, was in unserem Gehirn vorgeht. Ohne diese Kenntnisse dürfte es sehr viel schwieriger sein, das Bewusstsein in einen fremden materiellen Träger zu überführen („uploading“).
Zum jetzigen Stand der Diskussion ist im Internet ein einziger deutschsprachiger Aufsatz zu diesem Thema zu finden: Der hedonistische Imperativ von David Pearce. Er ist der einzige Autor, der dem menschlichen Bewusstsein einen wichtigen Platz einräumt, statt nur über Technologien zu sprechen.
Zunächst muss der Begriff der „Drogen“ näher definiert werden…
a) Die Utopiate
Wenn wir hier von Drogen sprechen, so meinen wir im Grunde keine der heute verfügbaren Drogen. Diese sind meist zu unvollkommen, um die Ziele des Psychonauten zu erfüllen. Wir brauchen perfekte Drogen jenseits von Alkohol, Cannabis, Ecstasy, Morphium und Kokain. Drogen, die ganz spezielle Dienste erfüllen, ohne unsere Gesundheit zu gefährden und ohne uns in eine Abhängigkeit zu führen.
Die Antwort ist noch weitgehend unbekannt; doch einen Namen hat sie schon: Utopiat. Eine (noch) utopische Droge, die schon Aldous Huxley mit „Soma“ visionierte. Für verschiedene Zwecke muss es jeweils perfekte Drogen geben; niemand soll mehr auf die unvollkommenen, natürlichen Drogen zurückgreifen müssen.
Beispielsweise für das Ziel der Selbsterkenntnis ist das natürliche Psilocybin recht gut geeignet. Es ist nur etwas heftig für den nicht vorbereiteten Geist, doch positiv zu vermerken ist, dass eine Abhängigkeit nur schwer zu erreichen ist. Doch es gibt kein wirkungsvolles Gegenmittel, daraus folgt, dass es für ein Utopiat nicht tauglich ist.
In dem Buch „Rauschdrogen“ hat Ronald K. Siegel auf den letzten vier Seiten über seine Vorstellung von Utopiaten berichtet. Die wichtigsten Passagen habe ich zusammengefasst (unbedingt lesen!).
Utopiate müssen folgende Bedingungen erfüllen:
sichere Dosierbarkeit (die Tiefe des Rausches muss man sicher einstellen können)
es muss ein wirkungsvolles Gegengift existieren
leichte und hygienische Anwendung (Tabletten, Saft, Gas…)
keine Gesundheitsschädigung
Abnahme der Wirkung bei zu häufigem Konsum
die Rauschdauer darf nicht zu lang sein (optimal sind 1-3 Stunden)
keine Nebenwirkungen (Appetitzügelung, Schlaflosigkeit
etc.
Angenommen, es gäbe solche Utopiate tatsächlich: Wie könnte man sie als Transhumanist einsetzen?
b) Drogen und Lebens-Tiefe
Transhumanisten sprechen viel von Lebensverlängerung. Doch denken sie auch an eine Lebens-Vertiefung? Erst das Produkt aus Länge und Tiefe ergibt den maximalen Sinn.
Eine Vertiefung des Lebens kann auf unzählige Arten passieren. Egal ob intellektuelle Arbeit, Gebet, Meditation oder der bewusste Einsatz von Utopiaten: alle diese Maßnahmen können unser Leben bereichern.
In einer immer hektisch werdender Zeit scheinen viele Menschen die Instant-Entspannung anzustreben. Langfristiges Lesen von Büchern und beharrliche Meditation scheinen oft nicht erstrebenswert. An dieser Stelle sind besonders die Utopiate geeignet auch noch den letzten Menschen anzusprechen.
c) Drogen und fremde Bewusstseinszustände
Wenn wir davon ausgehen, dass die TH das Bewusstsein aktiv beeinflussen und verbessern wollen, so sind verschiedenste Anwendungen möglich:
Beeinflussung der Traumwelt der Menschen
Neue Lernmethoden durch „Kopieren“ von Wissen
Einsatz von neuronalen Implantaten zur Erhöhung von Intelligenz, Gedächtnis etc.
Einbau von künstlichen Sinnesorganen
und vieles mehr…
In allen diesen Fällen wird in das Bewusstsein eingegriffen. Das Gehirn wird sich daran erst einmal gewöhnen müssen. Man wird ungewohnte Empfindungen und Gedanken haben. Durch Utopiate kann man sich an solche ungewöhnliche Verhältnisse gewöhnen. Möglicherweise müssen die Kandidaten für solche neue Technologien grundsätzlich mit Utopiaten vorbereitet werden.
David Pearce schreibt dazu:
„Solche hypothetischen neuen Erfahrungskategorien können nur dann empirisch entdeckt, hervorgerufen und auf vernünftige Weise emotional verarbeitet werden, wenn experimentierwillige Menschen dazu bereit sind, die wesentlichen Eigenschaften dieser Bewusstseinszustände aus erster Hand zu erforschen. Wenn wir selbst mit Hilfe psychoaktiver Substanzen systematisch unser Bewusstsein manipulieren, so ist dies eine wichtige Ergänzung der nur beobachtenden ‚objektiven‘ Perspektive der Wissenschaft. […] Wahrscheinlich wird ein theoretisches Verständnis des psychedelischen Kosmos auch erst dann möglich sein, wenn neue [Begriffe] zur Verfügung stehen werden.“ {1}
d) Drogen und Uploading
Die Punkte aus dem Kapitel c) gelten beim Uploading noch viel extremer. Wenn Versuche unternommen werden, das menschliche Bewusstsein z.B. auf einen Computer mit neuronalen Strukturen zu kopieren, so wird man mit vielen Problemen zu kämpfen haben.
Ein Bewusstsein, welches nicht mit Utopiaten vorbereitet wurde, würde vermutlich auf jeder fremden Hardware sofort „verrückt“ werden. Zu verschieden würde die Funktion zunächst sein. Ein durch Utopiate vorbereitetes Bewusstsein hingegen ist eklatante Fehlfunktionen gewöhnt und würde trotz der widrigen Umstände versuchen die Normalfunktion aufrecht zu erhalten.
Quellen:
{1} = Der hedonistische Imperativ von David Pearce (Mit dessen Haupt-These ich nicht übereinstimme. Meiner Meinung nach darf man Krisen nicht abschaffen, denn Krisen gehören zum Weg des heutigen Menschen.)
Image: © Intheskies / Dollar Photo Club